26. September 2017
Christian Eichner berichtet von der Deutschen Senioren-Mannschaftsmeisterschaft der Landesverbände.
Karsten Stornowski, 3. Beigeordneter des Landkreises Uckermark, begrüßte die 123 Teilnehmer, die in 26 Teams in dieser Woche um den deutschen Mannschaftsmeistertitel der Senioren kämpfen. Er freute sich, dass sich die Schachspieler wie schon 2013 wieder im idyllisch gelegenen Templin eingefunden haben. Seniorenreferent Gerhard Meiwald erinnerte mit einfühlsamen Worten an seinen Amtsvorgänger Helmut Escher, der vor wenigen Wochen verstorben ist. Hauptschiedsrichter Martin Sebastian gab noch kurze Hinweise zum Regelwerk, dann konnte pünktlich um 15 Uhr die 1. Runde beginnen.
Wie im Schweizer System üblich, war die obere Hälfte der Rangliste gegen die untere gepaart. Nach langem Kampf konnten schließlich die Favoriten mehr oder weniger deutlich ihre Wettkämpfe für sich entscheiden.
Berlin-1 gewann gegen Brandenburg-1 sicher mit 3:1, wobei GM Sergey Kalinitschew und WIM Brigitte Burchardt punkteten. Baden-1 siegte nur knapp gegen Bayern-2, den "big point" steuerte FM Hans-Joachim Vatter bei. Ungefährdet gewann NRW-1 gegen Mecklenburg-Vorpommern-1 durch Siege von FM Jefim Rotstein und Helmut Hassenrück. Hessen führte gegen NRW-2 durch Punkte von IM Klaus Klundt, Dr. Matthias Kierzek und FM Dr. Bernd Baum schon 3:0, ehe Helmut Haselhorst in der längsten Partie des Tages noch der Ehrentreffer gelang.
Auch Bayern-1 gewann "standesgemäß" gegen Württemberg-2. Dagegen drohte dem Vizemeister des Vorjahres Württemberg-1 gegen Sachsen-2 ein totaler Fehlstart, doch konnte Uwe Bräuner wenigstens noch glücklich zum 2:2 ausgleichen.
Mit dem Wort "Sensation" sollte man sparsam umgehen, aber dies ist eine: Die 2. Mannschaft von Berlin besiegte das favorisierte Team aus Nordrhein-Westfalen!
Zunächst brachte FM Jefim Rotstein NRW-1 in Führung, doch danach drehten die Hauptstädter an den Brettern 3 und 2 den Spieß um: FM Dr. Fritz Baumbach besiegte mit den schwarzen Steinen Helmut Hassenrück. Wenig später musste IM Boris Khanukov gegen FM Reinhard Postler aufgeben. Erich Krüger hatte keine Chance, seine Partie gegen Manfred Witte zu gewinnen: remis und damit 2,5:1,5 für Berlin-2.
Die Spitzenteams Berlin-1 (gegen Rheinland-Pfalz-1) und Baden-1 (gegen Bayern-1) gewannen klar, Hessen gegen Niedersachsen knapp. Damit sind nach dieser Runde noch 4 Mannschaften verlustpunktfrei.
Wenn die Spitzenteams unter sich und damit die Leistungsunterschiede gering sind, nimmt die Remisquote zu. Viele Partien verliefen friedlich und wurden schnell beendet. Schon bald war an den vorderen Brettern bei jedem Wettkampf nur noch ein Brett "aktiv", doch dafür wurden diese Partien ausgekämpft.
Am 1. Tisch, Berlin-1 vs. Hessen, überließen die Männer die Entscheidung dem "Damenbrett", wo sich WIM Brigitte Burchardt gegen WFM Mira Kierzek durchsetzen konnte. Getreu dem Motto "Turmendspiele sind immer remis" gab es weder bei Christof Herbrechtsmeier (Baden-1) - Dr. Fritz Baumbach (Berlin-2) noch bei Wolfgang Lenk (Sachsen-1) - Uwe Bräuner (Württemberg-1) einen Sieger, so dass jeweils ein 2:2 besiegelt war. Ganz anders verlief das Match Schleswig-Holstein-1 gegen Bremen: Hier wurden keine Gefangenen gemacht, alle Partien entschieden, trotzdem 2:2.
Fazit: wieder ein guter Tag für die Hauptstädter, beide Mannschaften auf Medaillenplätzen! Berlin-1 führt mit 6:0 Punkten vor Baden-1 und Berlin-2 (je 5:1 Punkte). Morgen kommt es zum Spitzenduell Tabellenführer vs. Titelverteidiger.
"Seeschlangen" gibt es auch, und zwar derzeit an den hinteren Brettern. Gestern übte Dr. Gerhard Köhler (Sachsen-Anhalt) mit Günter Weidlich (Sachsen-1) 50 Züge lang das Endspiel Turm gegen Springer, heute FM Dr. Christian Clemens (Niedersachsen) mit Gerd Dettmann (Mecklenburg-Vorpommern-1) das gleiche mit Turm+Springer gegen Turm. Beide Partien endeten nach 124 Zügen remis.
Heute war Kampf angesagt! Am 1. Tisch trafen die Turnierfavoriten Berlin-1 und Baden-1 aufeinander. GM Sergey Kalinitschew erwischte IM Mihail Nekrasov auf dem falschen Fuß, gewann mit taktischen Schlägen schnell. Bald darauf gelang Baden der Ausgleich durch FM Hans-Joachim Vatter, der WIM Brigitte Burchardt keine Chance ließ. Als auch noch FM Christoph Herbrechtsmeier gegen IM Dr. Manfred Glienke gewann, geriet Berlin unter Erfolgszwang: FM Klaus Lehmann musste FM Clemens Werner schlagen. Dieser hatte zunächst Glück, als Lehmann ein "Matt in 4" ausließ, scheiterte aber letztlich bei der Suche nach Dauerschach. Damit endete das Spitzenspiel 2:2, Berlin-1 bleibt in Führung.
Auch die Verfolger kämpften lange, aber vergeblich um Mannschaftssiege. Das verheißungsvolle Figurenopfer hätte FM Matthias Kierzek (Hessen) den Punkt bringen können, doch verpasste er den k.o-Schlag und verlor gegen FM Reinhard Postler (Berlin-2) später noch. Wenigstens konnte FM Dr. Bernd Baum durch einen Sieg über FM Dr. Fritz Baumbach ausgleichen.
Am Tisch 3 stand Rheinland-Pfalz kurz vor dem Sieg über NRW-1; eigentlich. Es stand 1,5:1,5. Am 3. Brett hatte Hans-Peter Fecht seine überlegen geführte Partie gegen Helmut Hassenrück in ein Endpiel L+S vs. T mit Mehrbauer gebracht. Gewinnstellung ja, aber wie vollenden? Nach 30 Zügen Auf-der-Stelle-Tretens resignierte er und gab Remis.
Aus dem Verfolgerfeld gelang einzig Bremen ein Mannschaftssieg, und zwar gegen NRW-2. Damit schlossen die Hansestädter nach Punkten zu Baden-1 und Berlin-2 auf (alle 6:2) hinter Tabellenführer Berlin-1 (7:1). Morgen folgt das interne Berliner Duell am 1. Tisch.
Die Spitzenpaarung lautete Berlin-1 - Berlin-2. Wer sich hiervon einen harten Kampf erhofft hatte, wurde enttäuscht. An den ersten 3 Brettern remis nach 8, 6 bzw. 10 Zügen. Die männliche Besetzung von Berlin-1 verließ sich wieder einmal darauf, dass die Deutsche Seniorenmeisterin WIM Brigitte Burchardt die Kastanien aus dem Feuer holt. Dagegen hatte aber Thomas Glatthor etwas einzuwenden. Im Mittelspiel war er bei vielleicht leicht besserer Stellung aber dann auch mit einem Remis einverstanden.
Diese Punkteteilung könnte Berlin-1 aber noch teuer zu stehen kommen. Denn sie erlaubten dem Titelverteidiger Baden-1 mit einem deutlichen Sieg gegen Bremen zu Berlin aufzuschließen. Lediglich der Deutsche Seniorenvizemeister 2017 FM Stephan Buchal kam am Spitzenbrett gegen IM Mihail Nekrasov zu einem Remis, während seine Bremer Mitstreiter ihre Niederlagen eingestehen mussten.
NRW-1 kämpfte lange gegen Brandenburg-1, ehe IM Boris Khanukov den entscheidenden Punkt gegen Altmeister CM Hubert Walkewitz zum 2,5:1,5-Sieg machte. Auch die Mannschaft aus Hessen konnte ihr Punktekonto auf 7:3 verbessern. Der Sieg gegen Schleswig-Holstein-1 fiel durch einen Figureneinsteller von Joachim Neumann gegen WFM Mira Kierzek an Brett 4 deutlicher aus als zwischendurch erwartet. Ebenfalls zu einem 3:1 kam Württemberg-1 gegen Mecklenburg-Vorpommern-1 und reiht sich damit in die Reihe der unmittelbaren Verfolger ein.
Die Tabellenführung übernahm damit Baden-1 vor Berlin-1, beide mit 8:2 Mannschaftspunkten, aber Baden hat einen Brettpunkt mehr. Mit 7:3 Punkten folgen Hessen (12 Brettpunkte), Berlin-2, NRW-1 und Württemberg-1, alle 3 Mannschaften weisen 11,5 Brettpunkte aus.
In der ausgesprochen spannenden 6. Runde kommt es an den Spitzenbrettern zu den Begegnungen NRW-1 – Berlin-1, Baden-1 – Hessen und Berlin-2 – Württemberg-1. Eine Vorentscheidung scheint nicht ausgeschlossen.
Wolfgang Block
Stellvertretender Vorsitzender der Seniorenkommission des DSB
Die mögliche Vorentscheidung, die der Berichterstatter gestern noch für möglich hielt, konnte heute mit den Ereignissen und Ergebnissen nicht standhalten.
Am Spitzentisch entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch zwischen dem Tabellenführenden Berlin-1 und Verfolger NRW-1. Die Nordrheinwestfalen mussten ihre Chance auf den Meistertitel mit einem Sieg – nach Möglichkeit einem hohen Sieg – untermauern. Entsprechend engagiert gingen alle zu Werke.
Am Spitzenbrett hatte sich der amtierende Deutsche Seniorenmeister FM Jefim Rotstein gegen GM Sergey Kalinitschew für die Pirc-Ufimcev Verteidigung entschieden. Als er sich im Mittelspiel mit Doppelturm die offene D-Linie sicherte kam er in leichten Stellungsvorteil, nachdem sich der Großmeister dann nach Abtauschen für das falsche Damenfeld entschied, war die Partie entschieden. Die Schlusssequenz behandelte der Deutsche Seniorenmeister wahrhaft meisterlich und brachte seine Mannschaft verdient in Führung.
Am 3. Brett kam zwischen IM Dr. Manfred Glienke und Helmut Hassenbrück die Symmetrievariante der englischen Eröffnung aufs Brett. Die Partie verließ die Remisbreite nicht und endete folgerichtig unentschieden.
Am 4. Brett zwischen der Deutschen Seniorenmeisterin WIM Brigitte Burchardt und dem Deutschen Seniorenmeister 2008 Erich Krüger kam die Botvinnikvariante des Damengambits aufs Brett. In einer lange Zeit ausgeglichenen Partie, in der Weiß nur optische Stellungsvorteile genoss, entschied sich die Partie erst dann zum Vorteil für Erich Krüger, als WIM Burchardt beschloss, mit dem „falschen“ Turm einen angegriffenen Springer zu decken. Das Doppelturmendspiel behandelte Krüger fehlerlos und stellte den NRW-Sieg sicher.
Den Schlusspunkt setzte IM Boris Khanukov mit einem präzise geführten Springerendspiel und einem Mehrbauern gegen FM Klaus Lehmann zum anfangs kaum erhofften 3,5:0,5 Mannschaftssieg.
Am 2. Tisch hatten die ebenfalls tabellenführenden Titelverteidiger Baden-1 gegen Hessen auch keine leichte Aufgabe. An den beiden Spitzenbrettern kam es zu schnellen Remisvereinbarungen, so dass die Entscheidungen des Mannschaftsergebnisses in die Hände von FM Dr. Bernd Baum und Christof Herbrechtsmeier sowie FM Hans Joachim Vatter und WFM Mira Kierzek gelegt wurden.
FM Dr. Bernd Baum konnte sich dabei gegen Christof Herbrechtsmeier ebenso klar durchsetzen wie
auf der Gegenseite FM Hans-Joachim Vatter gegen WFM Mira Kierzek. Das konsequente Endergebnis nutzte natürlich den aufschließenden Nordrheinwestfalen, die bis auf einen halben Brettpunkt an die immer noch führenden Badener heranrückten.
Am 3. Tisch konnte sich in einem weiteren Verfolgerduell Württemberg-1 gegen Berlin-2 mit 2,5:1,5 durchsetzen und komplettierte damit das Berliner Debakel. In der 5. Runde noch beide Berliner Mannschaften mit Meisterschaftsambitionen – jetzt alle Titelträume geplatzt.
Den Meistertitel werden die drei Führenden Baden-1, NRW-1 und Württemberg-1 unter sich ausmachen. Baden führt mit einem halben Brettpunkt vor NRW und 1,5 Brettpunkten vor Württemberg. Die hessische Mannschaft bräuchte mehrere Wunder, wenn sie auch noch in den Titelkampf eingreifen möchte.
Die Spitzenpaarungen der Schlussrunde lauten: Württemberg-1 – Baden-1 und Hessen – NRW-1.
Gerhard Meiwald
Seniorenreferent des DSB
// Archiv: DSB-Nachrichten - Senioren // ID 22390