16. Oktober 2017
Parallel zur 3. Schachweltmeisterschaft für Menschen mit Behinderungen fand im Hotel Wyndham Garden Dresden die 25. Offene Sächsische Senioren-Einzelmeisterschaft statt. Mit 78 Spielern, darunter 4 Frauen, wurden die Teilnehmerzahlen der letzten Jahre weit übertroffen. Die Startrangliste wurde angeführt von FM Gerhard Biebinger (Heidelberg, vereinslos), Hans Bodach (SV Dresden Leuben), Werner Szenetra (SV Berenbostel), Boris Rozov, Erwin Böhm und Joachim Knaak (alle SV Dresden-Leuben).
Den ersten Paukenschlag gab es in der 2. Runde. Am Spitzenbrett unterlag FM Gerhard Biebinger dem Dresdner Dr. Jörg Hutschenreiter (SG Grün-Weiß). Nach drei Runden hatte allein Vorjahressieger Alexander Schneider (Wilhelmshavener SC) noch eine weiße Weste. Er unterlag dann Werner Szenetra, der zwei Tage später gegen Rainer Siegmund (SV Dresden-Striesen) verlor. Inzwischen hatte sich auch FM Gerhard Biebinger wieder herangekämpft. Leider zog er sich zwei Runden vor Schluss aus gesundheitlichen Gründen vom Turnier zurück.
Die 8. Runde führte Hans Bodach und Werner Szenetra am Spitzenbrett zusammen. Beide spielten eine engagierte Partie, die der Dresdner letztlich für sich entschied. Damit stand Hans Bodach kurz vor dem Turniersieg. Er hatte einen halben Punkt Vorsprung auf Rainer Siegmund und traf nun in der letzten Runde auf seinen Vereinskameraden Erwin Böhm. Niemand erwartete, das da noch etwas anbrennt. Spannung versprach lediglich der Kampf um die Plätze und Preisgelder: Hinter Siegmund waren 8 Spieler punktgleich auf den Plätzen 3 - 10. Doch dann wurde alles viel, viel spannender!
Hier die Chronologie der Ereignisse an den Spitzenbrettern:
9.40 Uhr: Kein schnelles Remis am 1. Brett! Erwin Böhm will seine eigene Chance nutzen, überrascht den Vereinskameraden mit ungewöhnlicher Eröffnung.
11.30 Uhr: Hans Bodach übersieht eine versteckte Mattdrohung. Das kostet ihn einen Springer – er gibt auf. Rainer Siegmund erhält damit die Chance, sich durch einen Sieg gegen Jürgen Albrecht (SSV Weimar) den Titel zu holen. Nach einem taktischen Scharmützel – bei ihm ungewohnt – hat er ein Endspiel mit Qualitätsvorteil auf dem Brett. Das sieht gut aus!
11.50 Uhr: Am 2. Brett ist nur noch ein kleiner Vorteil für Siegmund übriggeblieben. Er nimmt Albrechts Remisangebot an. Das sichert ihm den „Spatz in der Hand“, lässt aber die Frage nach dem Turniersieg völlig offen: Bodach, Böhm, Siegmund punktgleich, und wer am 3./4./5. Brett gewinnen kann, schließt zu diesen auf …
13.30 Uhr: „Leuben–Festspiele“: Am 5. Brett hat Joachim Knaak gegen Alexander Schneider gewonnen, wenig später am 4. Brett Boris Rozov gegen Peter Höhne (IFA Chemnitz). Nun sind 5 Spieler mit 6 ½ punktgleich vorn!
14.00 Uhr: Nur am 3. Brett wird noch gekämpft. Werner Szenetra hat die beste Buchholz-Wertung. Sollte ihm gegen Dr. Kurt Essegern (Bad Salzungen) der Sieg gelingen, bedeutet das den Turniersieg! Wenn nicht, fällt er aus den Preisrängen heraus. So eng ist jetzt die Konstellation. Auch Dr. Essegern will vorn dabei sein und kämpft um den Sieg, keinem von beiden nützt ein Remis.
14.20 Uhr: Das Geschehen am 3. Brett wogte hin und her. Jeder hatte die Chance, die Partie für sich zu entscheiden. Jetzt droht Dr. Kurt Essegern mit Matt. Werner Szenetra kann und muss Dauerschach geben.
Bis zur Siegerehrung blieb offen, wer Turniersieg und Sachsenmeistertitel errungen hat, denn auch die Buchholzpunkte brachten keine Entscheidung. Erst die 2. Wertung entschied für Rainer Siegmund vor der kompletten Streitmacht des SV Dresden-Leuben: Hans Bodach, Erwin Böhm, Joachim Knaak und Boris Rozov belegten in dieser Reihenfolge die Plätze 2 – 5. Mit Werner Szenetra, Jürgen Albrecht und Dr. Kurt Essegern landeten die besten Auswärtigen mit 6 Punkten auf den Plätzen 6 – 8.
Den Sachsenmeistertitel bei den Nestoren (ab 75 Jahre) gewann Wolfgang Meier (SSV Altenberg) mit 5 ½ Punkten knapp vor Titelverteidiger Gerd Appelt (SV TuR Dresden). Seniorenmeisterin wurde wie gewohnt Elisabeth Kanibalotska (SV Lok Dresden) mit 4 Punkten ebenso knapp vor Helga Helm (SV Springer Leipzig).
Fotos: Karsten Wieland
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